Kontext und Inhalte

Worauf zielt die Universität Straßburg ab?

Im weltweiten Kontext der Entwicklung des Hochschulwesens und der Forschung sind die Herausforderungen, mit welchen die Universität Straßburg konfrontiert sein wird, definiert:

Erfolgreichere Forschung dank eines fächerübergreifenden Rahmens

Es ist vorgesehen, die Bildung der Universität Straßburg weit über die einfache Zusammenlegung der drei bestehenden Universitäten hinausgehen zu lassen. Ziel ist es, den Bestand zusammenzuschmelzen. Die Universität soll einen günstigen Rahmen für die Entwicklung der Forschung an den Schnittstellen der Fächer bieten, einer der Motoren für Innovation. Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, die universitäre Forschung so zu organisieren, dass sie besser in der Lage ist, auf die heutigen Problemstellungen der Wissenschaft und der Gesellschaft eine Antwort zu geben. Dies verlangt eine Koordinierung von Spezialisten aus verschiedensten Wissensbereichen: Materialwissenschaften, Biologie, Erdkunde, Weltraumforschung, Umweltschutz, Wirtschaftswissenschaft und Betriebswirtschaftslehre, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Rechtswissenschaft und Politologie. Im Übrigen können die zum Beispiel durch Nanowerkstoffe, genetisch veränderte Organismen oder den Klimawandel aufgeworfenen Fragestellungen nur beantwortet werden, wenn die ethische, philosophische und soziale Dimension des Problems ebenso berücksichtigt wird. Die Universität Straßburg wird also fächerübergreifende Treffpunkte einrichten müssen. Eine Einheitsuniversität wird die Fächerüberkreuzungen fördern, die notwendig sind, um die wissenschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anzunehmen und die Entwicklung von ausgefallenen und fruchtbaren Lösungen zu ermöglichen.

Ausbildungen im Dienste der beruflichen Ziele der Studenten

Auch in diesem Sinne wird der fächerübergreifende Charakter, den die Bildung der Universität Straßburg mit sich bringen wird, dank der Vielfalt der Fächer und Themen ein einmaliger Vorteil für die Studenten sein und die Möglichkeit für sie verstärken, ihren Bildungsgang nach eigenen Wünschen und Vorstellungen zusammenzustellen. Angesichts der Entstehung neuer Tätigkeitsfelder und dem Aufkommen neuer Berufe, bei denen sich mehrere wissenschaftliche Bereiche überschneiden, genießen Hochschulabsolventen mit fächerübergreifenden Qualifizierungen einen klaren Vorteil auf dem Arbeitsmarkt. Anhand einer vollständigen Fächerpalette innerhalb ein und derselben Universität werden die Studenten die Möglichkeit erhalten, Bildungsgänge zu wählen, die ihren Berufswünschen und dem europäischen Arbeitsmarkt entsprechen.

Im Jahr 2007 haben sich eineinhalb Millionen junge Europäer für ein Auslandsstudium entschieden. In Zukunft wird die Mobilität der Studenten voraussichtlich weiter zunehmen, gefördert durch die Einrichtung einer gemeinsamen europäischen Studienarchitektur und dank dem System Bachelor Master Doktor. Ein wesentliches Ziel der Universität Straßburg ist es, Studenten anzuziehen. Innerhalb einer Universität, in der sie die hauptsächlichen Akteure sind, tragen sie, zusammen mit den Forschungslaboren, zur Entwicklung der lokalen Wirtschaft bei. In diesem Rahmen wird die Universität Straßburg die Bemühungen der bestehenden Universitäten am Ort fortführen, um den jetzigen Ruf Straßburgs als Universitätsstadt zu erhalten und zu entwickeln, um ihre Attraktivität zu steigern und die französischen und ausländischen Studenten, die sich hier eingeschrieben haben, zu binden.

Die eigene europäische Identität stärken

Die europäische Identität Straßburgs gründet weitgehend auf die besondere Geschichte und geographische Lage der Stadt. Ausgehend von diesen natürlichen und wertvollen Grundvoraussetzungen sollte die Universität Straßburg noch weiter gehen.

Zuerst sollte sie ihre Vorteile noch zusätzlich ergänzen: ihre intensive Forschung und europäische Stärke, ihre Verwurzelung in einer bemerkenswerten europäischen, grenzüberschreitenden Umgebung und ihr reiches und gut erhaltenes materielles, kulturelles und intellektuelles Erbe.

Die internationale Dimension der Universität Straßburg drückt sich schon durch die Vielfalt der Kulturen aus, die sie umfasst, sowie durch die Anwesenheit vieler ausländischer Studenten und in der Forschung tätiger Lehrkräfte, die angezogen werden vom guten Ruf ihrer Ausbildungsgänge und Labore. Die außerhalb unserer Grenzen betriebene Werbungspolitik soll entwickelt werden, parallel dazu ist vorgesehen, dem Bereich der Fremdsprachen auf verschiedenen Ebenen größere Bedeutung zukommen zu lassen: Sowohl die Studenten als auch das Verwaltungspersonal sollen gegenüber dieser wesentlichen Dimension sensibilisiert und aufgefordert werden, sich die Sprache „unserer Nachbarn" anzueignen. Die Universität gehört bereits europäischen Hochschulnetzen, wie zum Beispiel EUCOR und LERU, an. In Zukunft sollen neue aktive und gezielte Projekte der Zusammenarbeit mit ausländischen, insbesondere europäischen Hochschulen, aufgebaut werden, um das Angebot an internationalen Ausbildungen und die bestehenden europäischen Labore zu stärken. Internationale Ausbildungen können jedoch nur angeboten werden, wenn die Partnerschaften mit der Industrie auf europäischer Ebene ausgebaut werden. Ziel ist es, die berufliche Eingliederung der Hochschulabgänger zu optimieren und den Studenten bessere Möglichkeiten zum Erlernen und Vertiefen der sprachlichen, interkulturellen und technischen Kenntnisse zu bieten.

Einheitlich, renoviert und gegenüber ihrer sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Umgebung offen, wird die Universität Straßburg ihre Bedeutung auf internationaler Ebene sowie ihre Anziehungskraft für die besten ausländischen Forscher und in der Forschung tätigen Lehrkräfte zu stärken wissen.

Akademische Werte erhalten und ein zukunftsträchtiges Hochschulmodell fördern

Die aufeinander folgende Bildung der Zentren für Wettbewerb, Forschung und Hochschulbildung (PRES), der thematischen Netze für Spitzenforschung (RTRA) und natürlich der nationalen Forschungsagentur (ANR) machen die französische Strategie deutlich, die Projektforschung den Vorrang gibt und das Zusammentreffen akademischer und wirtschaftlicher Bereiche fördert und so genannte Spitzenforschungslabore durch starke finanzielle Mittel unterstützt. Diese Strategie entspricht einer unternehmerischen Auffassung der Schaffenstätigkeit und der Vermittlung von Wissen, deren Ziele und Ergebnisse in zeitnah zu erfassende Leistungen ersichtlich werden. Diese Orientierung ist auch auf internationaler Ebene zu beobachten, wie zum Beispiel durch die Strukturierung des 7. Rahmenprogramms für Forschung und Entwicklung. Die Nivellierung bis hin zur Beschränkung der finanziellen Grundausstattung der Forschungslabore ist eine bereits sichtbare Folge dieser Entwicklung. Eine weitere wird wahrscheinlich die Bildung von Hochschulstrukturen mit unterschiedlichen Mittelausstattungen sein, womit die Gefahr einhergeht, dass ganze Bereiche des Hochschulwissens ausgegrenzt werden und die Grundlagenforschung zu kurz kommt, da sie von Natur aus risikoreich und nicht geeignet für sofortige Erkenntnisse ist. Im Allgemeinen bestehen die Angst und die Gefahr der Destabilisierung, womöglich der Zerschlagung der Universität als solche, als universelle Einrichtung der Erschaffung und Vermittlung von Wissen, wie des Verschwindens des Begriffs der Forschungseinheit selbst.

Im Bereich der Forschung und Ausbildung kann eine Hochschuleinrichtung eine andere Strategie bieten, eine, die auf eine weiterreichende Sicht gründet als die der unternehmerischen Auffassung. Dafür ist es notwendig, die Forschungs- und Ausbildungspotentiale, die in ihr stecken, so weit wie möglich zu entfalten. Sie muss in der Lage sein, bedeutend zur Finanzierung von wirklicher Grundlagenforschung beizutragen. Diese Art der Unterstützung ist niemals sinnlos, da diese Form der Forschung stets lehrreich ist, sogar im Falle des Scheiterns.

Aufgaben erfolgreich erfüllen

Eine starke einheitliche Universität wird die Fähigkeit besitzen, auf lange Sicht fächerübergreifende Forschungen zu fördern, die einzig in der Lage sind, wirksame Antworten auf die modernen wissenschaftlichen Fragen zu geben.

Eine einheitliche Universität wird die Möglichkeit besitzen, die Entwicklungen des Hochschulwesens, die sich aus dem heute auf europäische Universitäten lastenden Wettbewerb ergeben, aufzufangen. Sie wird ausreichende Mittel auf ihre Forschungseinrichtung konzentrieren und eine ambitionierte Ressourcenpolitik im Dienste der gesamten Gemeinschaft entwickeln können.

Eine einheitliche Universität wird ihren besonderen Charakter stärken können und in der Lage sein, sich bezüglich der in Frankreich und Europa gefassten Beschlüsse zu politischen Orientierungen im Bereich des Hochschulwesens und der Forschung deutlich zu äußern.

Eine einheitliche Universität wird sich einen ihrer Verantwortung und ihren gemeinnützigen Aufgaben angemessen Grad der Selbständigkeit aneignen können und ihre Öffnung gegenüber den Bürgern, sowohl kulturell, als auch im Bereich der Wissenschaft und Technik zu verstärken wissen, mit dem Ziel, ihnen die Welt der Wissenschaft und Kultur näher zu bringen.

 

 

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